Interview mit Philipp Kentgens von Kaloha Camper.

von Elisa | take an adVANture
Animation Kaloha Camper

Auch wenn ich der klassischen Architektur zur Zeit etwas abgeschworen habe, gibt es doch einen Bereich, der mich noch immer unheimlich fasziniert: Die Outdoor-Architektur. Einzigartige Konzepte, versteckte Hütten im tiefen Wald oder auf dem einsamen Gipfel; Menschen und Kollegen, die diesen Weg eingeschlagen haben und mit ihren Ideen die Leidenschaft für das Draußen sein wecken. Diesem Bereich möchte ich vom ganzen Herzen eine komplette neue Kategorie widmen.

Den Anfang macht ein spannendes Interview mit Philipp Kentgens, über seine Liebe zum Camping und zu Roadtrips und seinem genialen Entwurf einer Absetzkabine für Pritschenwagen. Lasst euch überraschen!


1. Hallo Philipp, freut mich sehr, dass es mit dem Interview geklappt hat.
 Erzähl doch am Anfang mal ein bisschen was von dir. Was sind deine Leidenschaften, was treibt dich an?

Philipp: „Hallo Elisa, freut mich auch, dass es zu dem Interview gekommen ist. Oft lernt man beim beantworten der gestellten Fragen noch viel über sich selbst und sein Projekt. Also gut zur ersten Frage: Ich reise unheimlich gerne, vorzugsweise mit meinem Bulli ans Meer, um meine Leidenschaft, dem Surfen, nachzugehen. Dabei genieße ich besonders die Unabhängigkeit von Ort und Zeit, da oft nur eine grobe Richtung festgelegt ist. Man kann jeden Tag ein neues Ziel ansteuern oder einfach am zuvor festgelegten Ort verweilen, eben so wie es einem gefällt – ‚Die Reise ist das Ziel‘.

Philipp Kentgens mit Freundin vor seinem Bulli

Wenn ich gerade nicht reise, arbeite ich im Bereich Architektur und Design. Um mein Fernweh zu verarbeiten, arbeite ich in meiner Freizeit oft an verschiedenen Projekten und kombiniere mein gelerntes Wissen der Gestaltung mit meinen Leidenschaften des Reisens und Surfens.“

 

2. Du arbeitest gerade an einem spannenden Projekt – einer Absetzkabine für Pritschenwagen. Worum geht es dabei und wie bist du auf die Idee dazu gekommen?

Philipp: „Das ganze Projekt hat sich Stück für Stück entwickelt. Durch das viele Reisen mit dem Bulli kam irgendwann die Idee, das Thema ‚Reisen mit einer rollenden Behausung‘ während meines Architekturstudiums intensiver zu behandeln. Letzten Endes wurde es zum Thema meiner Masterarbeit ‚Camping – Homes on the move‘.

Kaloha Camper Animation am Lagerfeuer

Nach einer ausführlichen Analyse der geschichtlichen Entwicklung und aktueller Marktstudien, bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass beim Reisen mit einer rollenden Behausung oft viel zu viel Luxus mit sich geführt wird.
Meiner Meinung nach werden zwar die wesentlichen Funktionen, wie beispielsweise essen, schlafen und kochen benötigt, aber man kann diese Funktionen auf die wesentlichen Bestandteile reduzieren. Man kann sich das ähnlich wie bei einem Taschenmesser vorstellen, das im Alltag nicht häufig benutzt wird, aber letztlich alle notwendigen Funktionen beinhaltet. Diese Erkenntnis hat mich schließlich zu dem Entwurf der einfach konzipiertem Absetzkabine für Pritschenwagen geführt.“

 

3. Schon alleine der Name KALOHA.CAMPER verspricht Freiheit und Lebensfreude, gepaart mit der unbändigen Lust nach Roadtrips und Camping. Was bedeutet der Name?

Philipp: „Unübersehbar ist bei dem Namen die Nähe zu dem aus dem hawaiianischen stammende Wort “Aloha”. Für viele nur als hawaiianische Grußformel bekannt, steckt mehr hinter diesem Wort. Neben seiner zahlreichen Bedeutungen kann dieses Wort auch mit “Liebe” oder “Zuneigung” übersetzt werden – in diesem Fall bezogen auf die Liebe zum Camping. Das Reisen soll zudem die positive Lebenshaltung und –einstellung des “Aloha Spirits” miteinbeziehen und widerspiegeln. Das vorangestellte “K” ist letztlich durch das Initial meines Nachnamens generiert worden.“

 

4. Wieso hast du dich eigentlich genau für diese Art entschieden? Wieso eine Absetzkabine und nicht der Entwurf eines klassischen Innenausbaus?

Philipp: „Der klassische Innenausbau wird von Innen nach Außen entworfen und ordnet sich den Gegebenheiten des Karosseriebaus unter. Die Gestaltung des Innenraums und die der Hülle beeinflussen sich aber gegenseitig. Also wollte ich das äußere Erscheinungsbild, die Form, das Material und die Positionierung der Türen und Fenster mit gestalten. Da ich aber kein komplett neues Fahrzeug konstruieren kann, war es naheliegend auf die Typologie der Absetzkabine zurückzugreifen. Die grundlegenden Maße sind zwar die der Pritschenladeflächen angepasst, dennoch ist die Absetzkabine als eigenständiges Element zu betrachten, was unter anderem durch den Materialwechsel zwischen der Karosserie und dem Aufsatz sichtbar wird. Außerdem hat die Absetzkabine den Vorteil, dass sie als Beladung gilt und nicht vom TÜV abgenommen werden muss, da diese nur temporär auf dem Fahrzeug befestigt ist.“

Seitenansicht Absetzkabine für jedes Modell von PritschenwagenAxonometrie Absetzkabine auf Pritschenwagen

 

5. Kannst du mir etwas zur Gestaltung verraten? Wie soll dein Konzept funktionieren? Woher nimmst du deine Kenntnisse für den Bau?

Philipp: „Ich habe mich bei den historischen Alkoven inspirieren lassen. Witzigerweise gibt es schon die Typologie ‚Alkoven-Wohnmobil‘, die ihren Namen durch die formprägende Bettnische über dem Fahrerhaus erhalten hat. Ich habe mich aber am klassischen Alkoven orientiert, das zumeist ein aus Holz bestehendes Möbelstück mit integriertem Bett ist und früher als intimer kleiner Raum zum schlafen diente. Ich habe diese Eigenschaften beim Kaloha Camper auf das Campen übertragen und mit Stauräumen, einer Magnetwand, einem Klapptisch und die zwei Fenster ergänzt wodurch die Absetzkabine zu einen Multifunktionsraum wird, in dem man essen, schlafen, sich erholen und kochen kann. Außerdem war es mir wichtig, dass man sich vor allem draußen aufhält, da campen eine Outdoor Aktivität ist.

Absetzkabine auf VW PritschenwagenAnimation Kaloha Camper

So wird mit Hilfe der großen charakteristischen Klappen, der Innenraum zum Außenraum. Die kleinen Klappen der Staufaecher werden draußen als Arbeitsflächen und Ablageflächen genutzt, um zum Beispiel kochen zu können.

Die Kenntnisse für den Bau habe ich erst nach und nach erworben. Eine große Rolle dabei hat Christian Goldstrass gespielt, den ich schnell für mein Vorhaben gewonnen habe. Christian ist als Schreiner tätig und steht mir mit Rat und Tat zur Seite. Zu dem hat er mir ermöglicht den Bau in seiner Werkstatt durchzuführen und hat den Kontakt zur Firma ‚M. u. H. von der Linden‘ hergestellt. Die Firma M. u. H. von der Linden entwickelt und stellt verschiedene Materialen für den Yachtbau her. Schnell stellte sich heraus, dass die DuFlex-Sandwichplatten für den Bau gut geeignet sind. Die Platten setzen sich aus dem Kernmaterial Balsaholz und zwei Fiberglasschichten zusammen, die dem Material die nötige Stabilität geben. Nach Beendigung des Zusammenbaus muss die Oberfläche noch mit Epoxidharz und Lack behandelt werden, damit das Objekt witterungsbeständig wird. Wir beabsichtigen die Verwendung von Klarlack, um, wenn auch durch das Gewebe in abgeschwächter From, den Holzcharakter beizubehalten.

Verspachtelung beim Bauen der Absetzkabine für PritschenwagenVersiegelung beim Bauen der Absetzkabine für PritschenwagenSchleifen der Absetzkabine für PritschenwagenAnsicht des Rohbaus der Absetzkabine für PritschenwagenAnsicht des Rohbaus der Absetzkabine für Pritschenwagen

Insgesamt war bzw. ist beim Bau trotz vieler Hilfestellungen vieles learnig by doing, da ich keine handwerkliche Ausbildung habe. Aber genau das verleiht dem Aufsatz eine ganz persönliche Note.“

 

6. Was sind deine Zutaten für einen perfekten Roadtrip? Und hast du einen Tipp, wo sich das Vanlife-Feeling am besten einfangen lässt?

Philipp: „Meine Zutat für den perfekten Roadtrip sind das Meer, die Freiheit hinzufahren wo es einem gefällt und nette Leute mit denen man die unvergesslichen Momente teilen kann. Das Vanlife-feeling lässt sich meiner Meinung nach am besten in Galizien oder in der Algarve einfangen. Dabei kann ich nur empfehlen sich treiben zulassen, neugierig neue Spots zu suchen und sich mit anderen Reisenden auszutauschen.“

VW T2 in Portugal am Strand

 

7. Zum Schluss noch kurz zu deinem Projekt: Was sind deine Pläne für 2017 damit? Und kann man dich unterstützen?

Philipp: „Das ganze Projekt ist eine Art Experiment, bei dem es darum geht einen auf meine Bedürfnisse abgestimmten Camper zu realisieren. Darüber hinaus habe ich verschiedene Ideen wie ich das Projekt weiter vorantreiben könnte. Das Ideenspektrum reicht von einer kleinen Produktion, über einen Camper Verleih bis hin zum Schreiben eines Reiseblogs. Auch zur weiteren Finanzierung des Projekts gibt es beispielsweise die Idee einer Kickstarter Kampagne. Bislang ist das Ende aber offen. Sicher ist nur, dass ich nächstes Jahr mit dem Kaloha Camper vereisen und dazu ein Reisetagebuch führen werde.“


Vielen Dank Philipp für die spannenden und inspirierenden Antworten. Ich drücke dir die Daumen für die kommenden Monate und bin schon wahnsinnig auf deinen Trip nächstes Jahr gespannt – Hang Loose.


Zeichnung Philipp Kentgens

Jan Philipp Kentgens ist Architekt, liebt Roadtrips und ist der kreative Kopf hinter Kaloha Camper. Wenn er nicht gerade in der Werkstatt werkelt, ist er auf den Straßen dieser Welt zu finden. Oder in den Wellen.

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Alle Bilder, Skizzen und Visualisierungen © Philipp Kentgens

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2 Kommentare

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Mandy // Movin'n'Groovin 22. Dezember 2016 - 19:00

Sehr cooles Projekt! Ich bin gespannt wie’s damit weiter geht – werde den Blog mal verfolgen. :)

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Elisa | take an adVANture
Elisa | take an adVANture 27. Dezember 2016 - 16:48

Das bin ich auch … bisher gefällt mir die Umsetzung echt gut. :D

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